Bildungspolitik
Kann die
Schule die Forderungen, die heute an sie gestellt werden, überhaupt
erfüllen? Die Antwort lautet : Nein!
Unterrichtsausfall, Lehrermangel, ausgebrannte
Lehrer, Überalterung der Lehrerschaft, veraltete Lehr-und
Unterrichtsmethoden, Raumnot, Material-und Geldmangel sowie Reformstau
sind die eine Seite. Schüler, deren Erziehung im Elternhaus vernachlässigt
wird (oft aus falsch verstandener Liberalität), sprachgestörte,
aggressive, gewalttätige, disziplinlose, überforderte, verwöhntete oder
verwahrloste Kinder sind die andere Seite. Diese Problemstellung
fordert Geld und Sachverstand. Es gibt aber weder in der Bevölkerung
noch unter den Fachleuten eine einheitliche Meinung, was die Schule
überhaupt leisten soll. Einigkeit besteht allein darin, dass
Deutschland als Land ohne nennenswerte Bodenschätze als Kapital gute
Bildung und Ausbildung der Bevölkerung vorweisen muss: Wir brauchen
einen höheren Ausbildungsstand als andere Länder, unsere Produkte
müssen innovativ und hochklassig, unsere Forschung muss führend sein. Nur
dann können die teuren deutschen Produkte eine Marktchance in In-und
Ausland haben. Bildung ist also ein hohes Gut!
Leider war
die Bildungspolitik in den letzten 30 Jahren ein Experimentierfeld von
Ideologen jeglicher Richtung. Die Gesellschaft kann sich nicht auf
verbindliche Regeln einigen, die Ziele der Bildungspolitik sind
diffus. Das Spektrum reicht von "Laisser-faire" und "Spaßgesellschaft"
bis zur Forderung nach Eliteschulen und „fitmachen" der Kinder für die
Erfordernisse des Arbeitsmarktes.
Es scheint
der Politik immer weniger darum zu gehen, ob die Kinder optimal gefördert
werden. Stattdessen werden Kindergärten und Schulen den Bedürfnissen der
berufstätigen Eltern angepasst (verlässliche Grundschule,
Ganztagsschulen). Die Kinder werden abgegeben, untergebracht und
versorgt. Die Erziehungsverpflichtung geben die Eltern an der Tür zu
Kindergarten oder Schule häufig mit ab. Abends werden dann auf
verschiedenen Fernsehern in verschiedenen Räumen von den
Familienmitgliedern unterschiedliche Sendungen gesehen. Der gemeinsame
Vorrat an Interessen und Wissen schrumpft, Kommunikation findet nicht mehr
statt. Dieser Entwertung der Erziehung in der Familie wird durch
Ganztagsschulen weiter Vorschub geleistet. Die Lehrer sind aber total
überfordert, wenn sie die zu Hause nicht geleistete Erziehung nachholen
sollen. Die Schule kann kein Reparaturbetrieb für gesellschaftliche Mängel
sein. Die Familie muss der wichtigste Ort der Bildung sein, denn
hier wird „erlerntes Wissen" in „Leben" umgesetzt. Daher benötigen
wir einen Grundkonsens an Normen und Werten, die den Kindern vermittelt
werden („Wertegesellschaft statt Wertpapiergesellschaft",
P.Gerster).
Nicht die
Computerisierung aller Schulen ist oberstes Ziel, sondern die Erlangung
von Charakter, Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein, Kreativität,
Kulturinteresse, Bindungsfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Toleranz,
Hilfsbereitschaft, Kritikfähigkeit und Mündigkeit. Die schnelle
Veränderung unserer Umwelt- und unserer Arbeitsbedingungen macht ein
lebenslanges Lernen für alle notwendig. Daher ist es falsch, unsere
Kinder mit Fachwissen in Spezialgebieten voll zu stopfen (Inselwissen),
das nach 5 Jahren veraltet ist. Viel wichtiger als eine Vorbereitung
auf den Arbeitsmarkt erscheint mir das Erlangen von sozialer Kompetenz und
Allgemeinbildung.
Ausbildung ohne Bildung führt zu Wissen ohne
Gewissen
Daniel Goeudevert
Was also ist zu tun?
Die Familien
müssen jede mögliche Unterstützung erfahren, denn Kinder brauchen Zeit und
Zuwendung. Alle Vereine und Verbände, besonders die ehrenamtlich
arbeitenden Mitbürger sind zu fördern. Eltern,die mit der Erziehung ihrer
Kinder überfordert sind, müssen in den Familien Hilfsangebote
erhalten. Die Verbindung zwischen Eltern und Schule muss gestärkt
werden. Dies wird nur angenommen werden, wenn den Eltern ein stärkeres
Mitspracherecht eingeräumt wird.
Die Schule
muss freiwillige Angebote (!!!) auch nach dem Unterricht und am Nachmittag
zur Verfügung stellen. Diese dürfen keinesfalls zu Pflichtveranstaltungen
werden, sind also vom Unterricht strikt zu trennen. Der zu lange
Aufenthalt der Kinder in der Schule fördert die Gefahr der Ideologisierung
und Indoktrination der Schüler und verstärkt den heute schon
erschreckenden Bewegungsmangel. Auch deshalb soll Schule meiner Meinung
nach im Regelfall mittags enden. Nachmittags sind Kinder besser
aufgehoben im Schwimmbad, in Sportvereinen oder Jugendgruppen.
Die Lehrer
dürfen nicht mit mit immer mehr Aufgaben und Lehrstoff zugeschüttet
werden. Sie müssen von bürokratischen Reglementierungen befreit werden, um
Spietraum und Handlungsmöglichkeiten hin zur Selbstverantwortlichkeit zu
erhöhen. Dienstrecht, Leistungsbewertung und Lehrpläne sind zu überprüfen
und zu entrümpeln. Die Schule benötigt mehr Autonomie, mehr
Flexibilität und weniger Standardisierung. Die Schulen und Lehrer
müssen mit den Beteiligten „vor Ort" zusammenarbeiten. Eltern, Vereine und
Betriebe müssen den Schulalltag mitgestalten. Es ist schwachsinnig, im
45-Minutentakt vollkommen unterschiedliche Themen zu behandeln, deshalb
braucht die Schule ein anderes Zeitmanagement. Schule braucht auch mehr
Gruppenarbeit, mehr Lernorte (Betriebe, Natur, Altenheime etc.) und
weniger starre Vorgaben von oben. Eltern und Lehrer müssen sich
gegenseitig helfen. Ich bin sicher, dass sie dazu bereit sind, wenn sie
merken, dass sie auch wirklich etwas entscheiden können. So kann Schule
und Bildung für alle interessant werden und zu besseren Ergebnissen
führen.
Die Schüler
müssen gemäß ihren Möglichkeiten gefördert und gefordert werden.
Wir brauchen
mehr Geld für die Bildung. Ich werde mich dafür einsetzen, dass mehr Geld
in die Ausstattung der Schulen in unserer Stadt. Es muss eine
Umverteilung zugunsten einer besseren Ausbildung unserer Kinder und
Jugendlichen stattfinden. Wofür diese zusätzlichen Mittel verwendet
werden, muss in der jeweiligen Schule selbst entschieden
werden.
Mehr
Eigenverantwortung, mehr Bürgerwille, weniger Vorgaben, weniger
Bürokratie.
Ich setze mich für den Erhalt
des dreigliedrigen Schulsystems (Hauptschule, Realschule, Gymnasium) ein,
da diese Aufteilung den unterschiedlichen Leistungen unserer Kinder am
besten gerecht wird.
Daran glaube ich.
Ihr
Ansprechpartner Henning Gröfke |





















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